Indienststellung HLF 20 am 17.02.2022
Als Ersatzbeschaffung für ein über 26 Jahre altes Löschgruppenfahrzeug vom Typ LF 16/12 konnte die Freiwillige Feuerwehr Markt Feucht am 17. Februar 2022 ein neues Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug – kurz: HLF – in Dienst stellen. Wie sein Vorgänger rückt das Fahrzeug bei fast jedem Einsatz als Erstangriffsfahrzeug aus.
Als Fahrgestell dient ein Mercedes 1630 AF mit 300 PS und Blattfederung. Das geländegängige, allradgetriebene Fahrzeug verfügt über Schleuderketten an der Hinterachse und ein Automatikgetriebe zur Entlastung des Fahrers. Zudem stehen Rangierscheinwerfer, toter Winkel-Assistent und eine Rückfahrkamera zur Verfügung. Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 16 Tonnen. Zusätzlich stehen vier Schneeketten zum Aufziehen im Gerätehaus bereit.
Sämtliche Kennleuchten der Sondersignalanlage sind mit moderner LED-Technik ausgestattet. Für den nötigen Sound sorgen ein Pressluft- und elektrisches Martinshorn. Sowie erstmals auf einem Feuchter Fahrzeug: ein Bullhorn.
Den Aufbau fertigte, wie beim bereits vorhandenen Tanklöschfahrzeug TLF 4000, die Firma Lentner GmbH aus Hohenlinden bei München in Aluminiumbauweise der neuen Auxilium-Baureihe mit integriertem Mannschaftsraum und sieben Geräteräumen. Im Mannschaftsraum befinden sich insgesamt vier Atemschutzgeräte, somit können sich während der Fahrt gleichzeitig zwei Trupps mit Atemschutz ausrüsten. Dadurch können wichtige, lebensrettende Minuten gewonnen werden. Unter, neben und über den 7 Sitzplätzen der Kabine befindet sich Kisten, Schubläden und Staufächer mit sofort benötigten Geräten. Dies sind Atemschutzmasken, Handlampen, Leinenbeutel, Funkgeräte, und eine Wärmebildkamera. Die Beleuchtung kann zusätzlich auf ein nachtfahrtaugliches Grün umgeschaltet werden. Zwischen Fahrer und Gruppenführer ist ein Schubladencontainer mit Einsatzunterlagen eingebaut. Ein Tablet sowie ein Funkbedientableau inklusive Navigationssystem der Firma Lardis unterstützen Maschinist und Gruppenführer bei der Anfahrt und liefern wichtige Informationen.
Die am Fahrzeug angebrachte Umfeldbeleuchtung und beleuchtete Geräteräume sorgt für zusätzliche Sicherheit bei Nachteinsätzen. Ein pneumatischer Lichtmast mit 8 LED-Scheinwerfern dient der Ausleuchtung der Einsatzstelle. Zusätzlich verfügt der Lichtmast über vier blaue LED-Blitzer zur zusätzlichen Absicherung. Eine Unterflurbeleuchtung rundet das Lichtpaket ab. Zur Beleuchtung der Einsatzstelle sind zudem ein Stativ mit tragbaren LED-Scheinwerfern sowie ein Akku-Scheinwerfer vorhanden.
Im Aufbau befinden sich neben dem 2400 Liter fassenden Wassertank noch 150 Liter Schaummittel und 50 Liter Netzmittel. Im Vergleich zu seinem Vorgänger sind 1200 Liter Wasser und 80 Liter Schaummittel mehr an Bord. Eine Verdopplung der Löschwassermenge. Um in Zukunft eine effizientere, sowie ressourcen-, kosten- und umweltschonendere Brandbekämpfung durchführen zu können, ist eine Druckzumischanlage eingebaut. Diese Anlage ermöglicht eine feine Dosierung von 0,1% für den Schaum- und Netzmitteleinsatz. Die Zumischrate reicht dabei von 0,1 % bis 10,0 %.
Die Pumpe und deren Bedienung sind baugleich mit dem TLF 4000 der Feuerwehr Feucht, was eine zukünftige Bedienung und Ausbildung erleichtern.
Als Feuerlöschkreiselpumpe ist eine FPN 10-3000 mit einer Leistung von 3000 l/min bei 10 bar im Tankbetrieb und 2000 l/min bei 10 bar im Saugbetrieb verbaut, die das Löschwasser über zwei Abgänge pro Fahrzeugseite und einen 50 Meter langen Schnellangriffsschlauch abgeben kann. Eine automatische Tankfülleinrichtung, eine automatische Entlüftungseinrichtung und eine Druckregeleinrichtung unterstützen den Maschinisten bei seiner Arbeit. Am Pumpenbedienstand kann eine Heckklappe mit integriertem Rolladen vom Maschinisten als Wetterschutz oder schnellem Zugang zur Pumpe genutzt werden.
Die Beladung wurde von einem regionalen Anbieter geliefert: der Firma Jahn aus Wendelstein. Bei der Beschaffung und Verteilung der Geräte wurden nicht nur die Norm, sondern auch die über 25-jährige Erfahrung des Vorgängerfahrzeuges besonders eingebracht und auf eine geeignete einsatztaktische Verteilung geachtet.
Die Fahrerseite ist primär mit Geräten zur Brandbekämpfung beladen. Neben Schläuchen, Strahlrohren, Schaumrohr, Schlauchtragekörben, zwei verschieden breite Rauchverschlüsse, Schornsteinwerkzeug, Schlauchpaket und wasserführenden Armaturen ist auch ein Akkubetriebener Hochleistungslüfter an Bord. Verschiedene Feuerlöscher für unterschiedliche Brandklassen runden den Bereich Brandbekämpfung ab.
Zur Menschenrettung ist ein Sprungretter auf dem Fahrzeug verlastet. Es handelt sich hierbei um ein mittels Pressluftflasche aufblasbares Luftkissen, in das zu rettende Personen hineinspringen können. Die Rettungshöhe liegt bei 16 Metern.
Müssen Personen durch verrauchte Bereiche geführt werden, stehen Fluchthauben bereit, die den Betroffenen angelegt werden.
Zum Herstellen eines alternativen Rettungswegs an Gebäuden werden auf dem Fahrzeugdach eine Steck- und eine Schiebleiter mitgeführt. Für die Schiebleiter steht eine Entnahmehilfe vom Boden aus zur Verfügung. In zwei Dachkästen lagern die langen Einsatzgeräte wie Besen, Mistgabeln, Einreißhaken und Schaufeln. Auch die vier Saugschläuche haben auf dem Dach ihr Zuhause gefunden.
Für die Technische Hilfeleistung (zum Beispiel bei Stürmen und Unwettern) stehen ein Mehrzweckzug mit Anschlagmaterial, Akku-Motorsäge, Handsägen und eine Akku-Säbelsäge zur Verfügung. Abgerundet wird die Ausrüstung für dieses Einsatzspektrum durch einen Tauchpumpensatz, einen 13 kVA Stromerzeuger und Kabeltrommeln. Für austretende Flüssigkeiten stehen Auffangplanen, Mulden, Ölbinder und eine manuelle Kraftstoffpumpe mit Kanister bereit.
Auch für den Bereich der technischen Menschenrettung ist das HLF 20 gut gerüstet. Zur Rettung von eingeklemmten Personen (zum Beispiel bei Verkehrsunfällen) stehen ein akkubetriebener hydraulischer Rettungssatz, PKW-Abstützsystem, Verkehrsunfallkoffer, Unterbaumaterial und ein Lufthebekissensatz zur Verfügung. Diese Beladung ist auf der verkehrsabgewandten Beifahrerseite untergebracht.
Bei der Farbgebung des HLF lag das Hauptaugenmerk auf der Sichtbarkeit und Warnwirkung des Fahrzeugs. Deshalb entschied man sich dafür, das feuerrote Löschfahrzeug mit gelben Kontrastflächen (Stoßstange, Radkästen, Kontur- Beklebung) zu versehen. Beklebt ist das Fahrzeug im Fahrzeugdesign der Feuchter Wehr mit weißer Beschriftung und Heckwarnmarkierungssatz. Die Warnwirkung wird durch eine gelbe LED-Heckwarneinrichtung ergänzt.
Zur fachgerechten Rettung und Versorgung von Verletzten stehen eine ein Combi-Carrier (eine Mischung aus Rettungsbrett und Schaufeltrage), ein Short-Board, ein Schwerlasttragetuch, eine Rettungsboa, eine teilbare Schleifkorbtrage sowie ein Rettungsrucksack zur Verfügung. Zum Eigenschutz wird eine Atemschutznotfalltasche vorgehalten.
Am Heck sind zwei Haspeln aufgeprotzt. Während die in Fahrtrichtung linke Haspel mit 8 B-Schläuchen (entspricht 160 Meter Schlauchlänge), Hydrantenschlüssel und Kupplungsschlüsseln bestückt ist, befindet sich auf der Beifahrerseite eine Verkehrssicherungshaspel. Auf dieser Haspel sind 10 Leitkegel und vier Blitzleuchten zur Verkehrsabsicherung untergebracht. Besonders für den Einsatz auf Autobahnen finden 750 mm große Leitkegel mit schwerem Fuß Verwendung.
Für den Schutz der Mannschaft steht eine erweiterte Schutzausrüstung zur Verfügung. Hierfür ist das Fahrzeug mit Schutzbrillen, Staubmasken, Gehörschutzstöpsel, Infektionsschutzset, Wechselkleidung, leichter Chemikalienschutz (zwei verschiedene Schutzanzüge, Handschuhe, Stiefel) sowie zwei Sätzen Schnittschutzkleidung bei Motorsägenarbeiten beladen.
Bevor das Fahrzeug in Dienst ging, erfolgte noch eine intensive Einweisung der Feuchter Einsatzkräfte, die in Coronazeiten eine besondere Herausforderung darstellte.
Eine Chronik des neuen Fahrzeugs mit vielen weiteren Bildern und Details finden Sie hier „Klick“