Einsätze mit eingeklemmten Fahrzeuginsassen stellen für Rettungsdienst und Feuerwehr eine besondere Herausforderung dar. Um auf solche Einsätze optimal vorbereitet zu sein, führte die Freiwillige Feuerwehr Markt Feucht für ihre aktiven Feuerwehrleute ein 2-tägiges THL-Seminar durch. Die diesjährige Veranstaltung baute auf den Erfahrungen des letztjährigen Seminars und den THL-Modultagen des Dienstbezirkes 3 auf.
Der erste Abend begann mit einem Vortrag des Feuchter Feuerwehrseelsorgers Martin Winkler. In seinem Vortrag ging er auf die Personen und Betroffenen ein, die sich nicht unmittelbar in den verunfallten Fahrzeugen befinden. Im zweiten theoretischen Block folgte das Thema „Sichern und Stabilisieren”.
Dieses Thema wurde dann auch gleich in die Praxis übernommen. Ein auf der Seite liegender PKW, der umzukippen drohte, wurde zuerst mit Rüsthölzern gesichert und dann mittels PKW-Abstützsystem stabilisiert. Um die Stabilität und die Leistungsfähigkeit des Abstützsystems zu zeigen, wurde der PKW mit einem Gabelstapler angehoben, mit dem Abstützsystem stabilisiert und dann der Gabelstapler weggefahren. Dabei zeigte sich, dass es zu keinerlei Bewegung des Fahrzeuges kam.
Zweite Station war ein PKW auf vier Rädern. Hier musste das Fahrzeug ebenfalls zuerst gesichert und dann stabilisiert werden. Danach wurden verschiedene Möglichkeiten der Personenrettung ohne den Einsatz von hydraulischen Rettungsgeräten geübt. So konnte jeder Teilnehmer die Rettung mittels Stifneck, Rettungsboa und Spineboard sowohl als Retter wie auch als Patient selbst ausprobieren. Die Variante der Rettung wurde durch die Fahrertür wie auch die achsengerechte Rettung über den Kofferraum geübt. Besonderer Wert wurde auf die Arbeit in Kleingruppen gelegt. Deshalb gab es pro Ausbilder und PKW maximal acht Teilnehmer.
Abschluss bildet eine gemeinsame kleine Einsatzübung. Gabelstaplerfahrer Martin hatte eine Situation aus einem Massenaufprall nachgebaut. Bei diesem Szenario stand ein Unfall PKW auf einem anderen. Nach einer gemeinsamen Erkundung und Durchsprache der verschiedenen Möglichkeiten wurden die Fahrzeuge in der vorgefunden Lage gesichert und stabilisiert.
Der zweite Seminar-Tag stand ganz unter dem Motto: praktische Ausbildung.
Erster Punkt war die Einrichtung eines Ablageplatzes mit verbundener Gerätekunde. Gabelstaplerfahrer Phillip und Kollege hatten am Vortag bereits ganze Arbeitet geleistet und zwei Schrott PKWs für die Übung präpariert. Mit einem Betongewicht hatten die Fahrzeuge eine „neue Form” bekommen und auch die Fahrzeugtüren wurden mit zwei Gabelstaplern kräftig verformt. Ziel dieser Maßnahmen war es Spannungen und Verformungen zu erzeugen, wie sie auch an echten Unfallfahrzeugen anzutreffen sind.
Erste Übung war die Stabilisierung und Sicherung der PKWs, um sie für weitere Rettungsmaßnahmen vorzubereiten.
Als nächster Schritt wurde die Heckklappenöffnung mittels Rettungszylinder vergrößert. Die Rücksitzbank wurde entfernt. Als weitere Option wurde das Dach mittels „Fischdosentechnik” geöffnet und verschiedene Techniken der Überlebensraumsicherung durchgeführt. Hier wurde das zerdrückte Dach mittels Rettungszylinder vom Patienten weggedrückt, der Lenkradkranz abgeschnitten, der Sitz nach unten gedrückt, und die Lenksäule nach oben weggedrückt. Die zerdrückte Fahrertür wurde im so g enannten Crossramming-Verfahren, einem quer durch das Fahrzeug verlaufenden Rettungszylinder, vom Fahrersitz nach außen gedrückt.
Um einen optimalen Zugang zur verletzten Person erhalten zu können wurde die Fahrertür entfernt. Auch hier kamen verschiedene Möglichkeiten zur Anwendung. Der entstanden Freiraum wurde genutzt, um den Fahrersitz mittels Spreizer vom Armaturenbrett wegzuschieben.
Bei Verkehrsunfällen kommt es immer wieder zu starken Einklemmungen im Fußbereich. Um hier vorbereitet zu sein wurden verschiedenen Möglichkeiten der Entklemmung g e schult. Erster Schritt war das Anlegen eines Fußraumfensters um einen optimalen Blick in die Fußraumsituation zu bekommen. Zweiter Schritt war das Kippen des Vorderwagens mittels Rettungszylinder. Damit der Rettungszylinder die weiteren Maßnahmen nicht blockiert wurde der Spreizer in das Fußraumfenster eingesetzt und ausgefahren. Jetzt konnte der Rettungszylinder entfernt werden. Ein maximaler Zugang zum Patienten war nun möglich.
Nach einer gemeinsamen Stärkung zur Mittagszeit führten die beiden Stationen, die bisher die gleichen Ausbildungsschritte durchgeführt hatten, verschiedene Rettungsmöglichkeiten durch. Während die Gruppe von Martin Winkler mit Spreizer und Zugkette herausfinden wollte wie weit man einen PKW knicken kann legte die Gruppe von Markus Stelzer den PKW aufs Dach und Gabelstaplerfahrer Philipp kippte das Fahrzeug in Dach Lage auf ein Verschalungselement. Ziel der beiden Aktionen war die Beobachtung von Fahrzeugbewegung bei ungewöhnlichen Fahrzeugbewegungen, der sichere Einsatz von Rettungsgeräten und natürlich auch der Spaß Faktor.
Am Ende der zwei intensiven Ausbildungstage bedankte sich Kommandant Christian Lankes bei allen Teilnehmern, bei den Ausbildern Martin Winkler, Michael Stelzer, Kai Bellmann und besonders bei Seminarleiter Markus Stelzer für die gelungene Veranstaltung.
Besonders die Arbeit in Kleingruppen wurde wieder von den Teilnehmern als sehr lehrreich beschrieben, da jeder die Möglichkeit hatte, alle Ausbildungsschritte selbst durchzuführen.
Wie wichtig der richtige und gezielte Einsatz von Rettungsgeräten ist zeigte, sich wenige Wochen nach dem Seminar. Bei einem Einsatz auf der BAB 6 mussten mehrere Personen gleichzeitig aus einem LKW und einem PKW gerettet bzw. tot geborgen werden. Hierbei kamen fast alle Techniken zur Anwendung, die in diesem Seminar geschult wurden.
An dieser Stelle zudem ein Dank an diejenigen, die durch unterschiedlichste Hilfe das Seminar erst ermöglicht haben. Der Firma Karosseriebau Purucker aus Feucht, Metallbau Klaus Fleischmann aus Röthenbach b. St. Wolfgang, Firma Bonn Autoverwertung aus Schwabach, unseren Gabelstaplerfahrern für die Vorbereitung der Übungsfahrzeuge, der Firma Fuchs aus Röthenbach b. St. Wolfgang zur Verfügungstellung des tollen Übungsplatzes und ganz besonders unserem Franz für alle Hilfen und Möglichkeiten im Hintergrund!
Bericht: FF Markt Feucht
Bilder: FF Markt Feucht