Call 13.02.2006 um 06:30 Uhr



Starke Schneefälle führten im Januar und Februar 2006 im südlichen und östlichen Bayern zu chaotischen Verhältnissen. Anfang Februar spitzte sich die Lage vor allem in den Landkreisen im südlichen bayerischen Wald dramatisch zu. Unzählige Dächer stürzten unter der schweren Last zusammen, mehrere Dörfer waren tagelang von der Außenwelt abgeschnitten, die Infrastruktur kam fast vollständig zum Erliegen, es gab tote und verletzte Helfer. Aufgrund dieser Situation forderten die Krisenstäbe überörtliche Hilfe an, woraufhin sich täglich starke Feuerwehrverbände aus ganz Bayern auf den Weg in die Katastrophengebiete machten.



Die ersten 75 Feuerwehrleute aus dem Landkreis Nürnberger Land starteten am Freitag, den 10.02.2006 gegen Nachmittag in Richtung Passau. Dort galt es, einsturzgefährdete Dächer von den Schneelasten zu befreien. Da die Arbeit extrem anstrengend und gefährlich war, wurden die Verbände nach jeweils einem Tag ausgetauscht.



Auch die Freiwillige Feuerwehr Feucht beteiligte sich am 13.02.2006 mit neun Mann an diesem großen Einsatz im Landkreis Passau. Erster Treffpunkt war um 07.00 Uhr das Gerätehaus Altdorf, wo der Verband aus 110 Feuerwehrleuten und 16 Fahrzeugen gebildet und von der Kreisbrandinspektion über den bevorstehenden Einsatz informiert wurde. Geleitet wurde die Aktion von den Kreisbrandmeistern Manfred Hörnich und Peter Kölbl.



Kurz vor Passau wurde der Verband geteilt. Die beiden Gruppen sollten unabhängig voneinander an zwei verschiedenen Einsatzstellen agieren.





Die Feuchter wurden zusammen mit ca. 50 weiteren Kräften in der Gemeinde Tittling in der Nähe von Aicha vorm Wald eingesetzt, die nach insgesamt drei Stunden Fahrt erreicht wurde. Zunächst galt es, die Dächer eines kulturell wertvollen Museumsdorfes zu räumen. Die mehr als hundert Gebäude sind teilweise mehrere hundert Jahre alt und unersetzlich.



Stellenweise waren die hölzernen Dächer bereits eingestürzt. Eine Beschädigung von weiteren Gebäuden hätte einen unübersehbaren kulturellen und wirtschaftlichen Schaden für die gesamte Region. Ein hinzugezogener Statiker half den Einsatzkräften bei der Koordination der Räumarbeiten, die sich auf einige besonders gefährdete Objekte konzentrierte. Hierzu mussten allerdings zunächst Zugangswege zu den Häusern gegraben werden. Überall lag der Schnee mehr als drei Meter hoch, einige niedrige Gebäude waren fast vollständig verschwunden. Bei der Räumung der mehrere Meter hoch verschneiten Dächer mussten die Helfer besonders vorsichtig vorgehen, um nicht auf den teilweise steil abschüssigen Ziegeln auszurutschen bzw. durch morsche Balken zu brechen.







Aufgrund der immensen Schneemassen benötigten die Kräfte auch für relativ kleine Dächer mehrere Stunden, bis diese von ihrer Last befreit waren. Zwischendurch wurden sie mit Essen und Getränken bestens versorgt. Trotz der kraftraubenden Arbeiten hatten die Feuerwehrler auch viel Spaß bei der doch recht ungewohnten Tätigkeit und staunten über das sich ihnen bietende Panorama einer trügerisch schönen Winterlandschaft. Allerdings zeigten versunkene Straßenschilder und meterhoch ausgefräste Verbindungsstraßen immer wieder den Ernst der Lage. Im Laufe des Tages wurden Feuerwehreinheiten aus dem Museumsdorf zu einem nahe gelegenen Einkaufszentrum umdirigiert, da das dortige Dach kurz von dem Zusammenbruch stand.



Gegen fünf Uhr abends beendeten die Einsatzkräfte bei einbrechender Dunkelheit die Arbeiten. In einem Altenheim bekamen sie eine reichhaltige warme Mahlzeit. Bevor gegen 19.00 Uhr aufgebrochen wurde, bedankte sich auch der Bürgermeister der Gemeinde Tittling nochmals persönlich. An einer Raststätte der A3 trafen sich die beiden Teile des Verbandes wieder und gemeinsam ging es in Richtung Heimat.



Die Feuchter erreichten ihr Gerätehaus gegen halb elf. Bevor sie den arbeitsreichen Tag beenden konnten, wurde das Fahrzeug noch hergerichtet, da es am nächsten Tag bereits wieder ins Katastrophengebiet unterwegs war, diesmal besetzt mit Kräften der FF Moosbach. Auch diese werden Teil eines Verbandes mit rund 100 Feuerwehrleuten aus dem gesamten Landkreis sein, die die begonnenen Arbeiten ihrer Vorgänger weiterführen werden.


Bericht und Bilder: FF Feucht